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Integrierte Planungsrechnung als Instrument im Rahmen von Finanzbedarfsabschätzungen und Unternehmensbewertungen

Begriff der integrierten Planungsrechnung

Eine integrierte Planungsrechnung besteht aus aufeinander abgestimmten Plan-GuV, Plan-Bilanzen sowie Plan-Kapitalflussrechnungen. Sie ist regelmäßig zentraler Bestandteil einer Unternehmensbewertung und ist insbesondere für Unternehmen in Krisensituationen von Bedeutung. Die Erstellung von Sanierungskonzepten z.B. als Grundlage für Finanzierungsentscheidungen oder für die Entlastung von Gläubigern, die in Kenntnis einer (drohenden) Zahlungsunfähigkeit des Schuldners einer Teilzahlungsvereinbarung zustimmen (vgl. IDW S 6, Tz. 2), basiert auf einem integrierten Sanierungsplan. Dabei steht die Prognose der Liquidität im Vordergrund (vgl. IDW Praxishinweis 2/2017, Tz. 5).

Aufstellung einer Planungsrechnung

Der Plan-GuV kommt bei der Prognose zukünftiger Erfolgsaussichten eine besondere Bedeutung zu. Ausgangspunkt der Planung sind eine detaillierte Umsatzplanung auf der Basis eines Preis- und Mengengerüsts, ggf. aufgeteilt nach den wichtigsten Produkt- und Kundengruppen, sowie die entsprechende Planung des Materialaufwands. Daneben werden auch separate Teilpläne wie Investitions- und Personalplanungen integriert. In der Praxis erfolgt die Planung der Erfolgsrechnung i.d.R. bis zum EBIT (Earnings before interest and tax) relativ detailliert, während der Planung des Finanzergebnisses und der Steuern vom Einkommen und Ertrag häufig nur eine nachrangige Bedeutung beigemessen wird.

Die Ableitung der Plan-Bilanz kann z.B. kennzahlengestützt erfolgen. Auf der Basis der Planung der Umsatzerlöse kann mit der Kennzahl „Zahlungsziel in Tagen“ die Planung der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen (LuL) erfolgen. Anhand der Materialaufwandsplanung können entsprechend die Verbindlichkeiten aus LuL geplant werden. Die Planung des Vorratsvermögens kann z.B. unter Berücksichtigung der Lagerzeiten oder des Lagerumschlags erfolgen.

Aufbauend auf der Plan-GuV sowie der Plan-Bilanz wird die Plan-Kapitalflussrechnung abgeleitet.

Praktische Relevanz der integrierten Planungsrechnung

In der Praxis wird die Bilanzplanung häufig vernachlässigt. Während es i.d.R. noch einen kurz- oder mittelfristigen Investitionsplan gibt, der für die Planung des Anlagevermögens zugrunde gelegt wird, wird in der Praxis die Planung des Net Working Capital häufig „flat“ ausgeführt, d.h. es werden keine Veränderungen des Nettoumlaufvermögens geplant. Allerdings hat gerade das Net Working Capital eine erhebliche Bedeutung für die Liquiditätslage eines Unternehmens: Die Plan-Liquidität verdeutlicht ggf. notwendigen Kapitalbedarf. Insbesondere für Unternehmen in Krisensituationen, die auch Sanierungsmaßnahmen einleiten möchten, ist daher eine integrierte Planungsrechnung unabdingbar.

Im Rahmen von Unternehmensbewertungen wiederum hat die Bilanzplanung maßgeblichen Einfluss auf die Verschuldung eines Unternehmens. Da die Verschuldung im Rahmen der Ableitung des Finanzergebnisses nicht nur einen Einfluss auf die Höhe der ausschüttungsfähigen Erträge hat, sondern insbesondere auch auf die Höhe des Betafaktors und somit auf den Kapitalisierungszinssatz, ist hier die sachgerechte Ermittlung des Verschuldungsgrads eines Unternehmens besonders wichtig.

Hinweis: Die Qualität einer integrierten Planungsrechnung hängt natürlich nicht nur von der rechnerischen Richtigkeit, sondern insbesondere von der Qualität der zugrunde gelegten Informationen ab. Unter Berücksichtigung der Unsicherheiten von Zukunftsprognosen sollten die der integrierten Planungsrechnung zugrunde gelegten Annahmen plausibel sein, d.h. nachvollziehbar, konsistent und frei von Widersprüchen (vgl. IDW Praxishinweis 2/2017, Tz. 5).

Fazit: Insbesondere für Unternehmen in Krisensituationen oder für Unternehmen, die eine fundierte Unternehmensbewertung aufstellen müssen, bringt eine integrierte Planung einen hohen Zusatznutzen, da ohne sie eine Abschätzung des Finanzierungsbedarfs nicht sachgerecht erfolgen kann. Darüber hinaus werden über die integrierte Planung die Einflussfaktoren auf den Verschuldungsgrad transparent, dessen Einfluss auf die Höhe des Unternehmenswerts nicht zu unterschätzen ist.

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